
Margit Russnig fasziniert das Verwundbare, das Mangelhafte, das
Alltägliche. Zeit für ihre Studien von Mimik, Gestik und Charakter
findet sie meist in der U-Bahn. „Ich bin am Menschen interessiert und
will Emotionen regen“, sagt sie und legt Wert auf die Feststellung,
nicht voyeuristisch die Unzulänglichkeiten ihrer Mitmenschen an den
Pranger stellen zu wollen. Demnach handelt es sich, so Russnig,
keinesfalls um Karikaturen. Nach der Beobachtung folgt das eigene
Nachdenken, Durchmischen, aus dem Details hängen bleiben, die sie weiter
verarbeitet und darstellen möchte. So wie bei Fellinis skurrilem
Realismus, „erfindet“ Margit Russnig nicht – sie bildet ab und lässt die
Interpretation für den Betrachter offen. Ohne wissendes Schmunzeln. Ohne
Überheblichkeit. Eine Kombination aus „Ideen und Emotionen“ weckt die
Figuren zum Leben, deren Charaktere bereits vor der handwerklichen
Umsetzung feststehen.
Um Mimik, Finger und andere Details exakt modellieren zu können, hat
sich Margit Russnig vor langer Zeit für das Verarbeiten von so genanntem
Biskuitporzellan entschieden, einem Material mit vielen Vorzügen
gegenüber Ton. Schließlich verlangt Porzellanmasse eine technisch
weitaus präzisere Verarbeitung, bricht leicht und schwindet stark beim
Brennvorgang. Hürden, die Margit Russnig in ihrem Faible für
facettenreiche Details und in ihrem handwerklichen Können längst
überwunden hat. Sie liebt das anspruchsvolle, weiße Material und dessen
glatte Oberfläche.