Ihr Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien schloss
Margit Russnig in der Meisterklasse für Gestaltungslehre und Textile
Gestaltung ab. Als Kostümbildnerin und Modedesignerin war sie immer
schon an Eigentümlichkeiten und Besonderheiten, an Emotionen und
Charakter der Menschen, die sie „einhüllte“, interessiert. Zur
freischaffenden Keramikerin, die sich mit Leidenschaft allem
„Menschlichen“ im Menschen widmet, war der Weg nicht mehr weit.
Dickbäuchige, joviale Könige mit samtenem Hermelinmantel. Das magere,
nicht mehr taufrische Fräulein mit hochgeschlossenem Kostüm. Die bemüht
elegante Balletteuse mit feisten Schenkeln. Der schlaksige Gärtner mit
zufriedenem Dackelblick. Zwerge in allen möglichen Posen. Und immer
wieder die Verschmelzung von Tier und Mensch in unterschiedlichsten
Kombinationen: Lauernde Adlermenschen, weise Fischmenschen, kecke
Schweinemenschen. Symbiosen, Metamorphosen. Dabei ist dem skurrilen Volk
aus filigranen, 20 bis 30 Zentimeter großen Porzellanfiguren eines
gemein: ein jeweils den Betrachter durchdringender, spezifischer
Charakter, der ebenso zuzwinkert wie durchaus irritiert. Zuletzt
geschehen in der Ausstellung „Wahre Liebe“, in der die Keramikerin
Menschen in grenzgängerisch intimer Beziehung zu ihren vierbeinigen
Lieblingen stellt. Stellungen von Herrchen oder Frauchen und Hund,
Momentaufnahmen von befremdender Innigkeit und sprichwörtlich hündischer
Zuneigung. Dabei sieht sich Margit Russnig keineswegs als streitbare
Provokateurin, die mit überzeichneter Darstellung von allzu Menschlichem
mit dem Finger auf die Neurosen zeigt. Niemals lieblich, niemals einem
Klischee zuordenbar, schon gar nicht einem Schönheitsideal entsprechend,
legt sie ihre Figuren an.